Zu einem emotionalen Abend kam am Samstag den 18.09. die Willertshagener Feuerwehrfamilie zusammen: Drei Ehrungen und vier Verabschiedungen galt es zu begehen.
Groß war die Freude bei der Löschgruppe Willertshagen, als sie sich am Samstag den 18.09. im festlich geschmückten Gerätehaus treffen konnte: Drei Ehrungen für 25-jährige Dienstzeit, sowie vier Verabschiedungen verdienter Kameraden galt es in ihren Reihen zu feiern.
Deshalb begrüßte Einheitsführer BI Tobias Schuster die geladenen Gäste pünktlich um 19:00 Uhr und zeigte sich erleichtert, dass eine solche Veranstaltung durch die derzeit gültige CoronaSchVO endlich wieder möglich ist. Er freute sich darüber, dass er neben den aktiven Mitgliedern der Löschgruppe auch deren Familien, sowie die Mitglieder der Alters- und Ehrenabteilung begrüßen konnte.
Sodann übergab er das Wort an den stellv. Wehrleiter StBI Marc Schulte, der die Ehrungen für die drei Wehrmänner UBM Pedro Fiol, UBM Dietmar Ludwig und HBM Christian Stachelscheid vornahm. In seiner Laudatio stellte Schulte fest, dass die drei Jubilare eine Gemeinsamkeit aufweisen würden: Alle drei seien über Umwege in die Löschgruppe Willertshagen eingetreten.
So führte der Weg von Dietmar Ludwig vorerst über die Feuerwehr Werdohl, in der er bis zu seinem Umzug nach Meinerzhagen Dienst tat. Christian Stachelscheid wiederum startete seine Feuerwehrkarriere in der Nachbarstadt Drolshagen, bis er seinen Wohnsitz nach Meinerzhagen verlagerte. Und Pedro Fiols Wurzeln seien schließlich auf Mallorca zu finden, so Schulte mit einem Augenzwinkern.
Im Anschluss an diese Einleitung wandte er sich jedem Jubilar einzeln mit persönlichen Worten zu.
Mit Pedro Fiol verbrachte der stellv. Wehrleiter viele gemeinsame Dienstjahre – trat er doch annähernd gleichzeitig mit ihm in die Löschgruppe Willertshagen ein. Er erinnerte sich an unzählige Übungen und Leistungsnachweise, die sie gemeinsam absolvierten und erwähnte auch, dass der Jubilar im Jahre 2001 als stv. Jugendfeuerwehrwart Verantwortung in der Nachwuchsförderung der Feuerwehr übernommen hatte.
Christian Stachelscheid hingegen tat bis zu seinem Umzug nach Meinerzhagen bereits 22 Jahre Dienst in der Feuerwehr Drolshagen – dort stieg er bis zum Gruppenführer auf und übernahm die stellvertretende Leitung der ersten Einsatzgruppe im Drolshagener Löschzug II. Darüberhinaus wirkte er als Kreisausbilder des Kreises Olpe in der Aus- und Weiterbildung der technischen Hilfeleistung mit. Insbesondere mit diesem Wissen stellt er aktuell für die Willertshagener Kameraden einen großen Zugewinn dar – gehört zu deren Aufgaben doch künftig auch die Unterstützung des Löschzuges I im Bereich der technischen Hilfeleistung auf der Autobahn.
An den Eintritt von Dietmar Ludwig in die Meinerzhagener Wehr erinnerte der stellv. Feuerwehrchef mit einer Anekdote: Ludwig, der zuvor in Werdohl bereits als freiwilliger Feuerwehrmann Dienst geleistet hatte, stellte sich 1990 seinen neuen Kameraden vor. Noch während er dies tat, schrillten die Meldeempfänger, und die Meinerzhagener Wehrmänner eilten zum Einsatz. Nachdem sie zurückkehrten, versuchte Ludwig erneut, sich vorzustellen. Doch auch dieses Mal kam er nicht bis zum Schluss – ein weiterer Einsatz rief den Rest seiner neuen Einheit erneut fort. Und auch im dritten Anlauf blieb ihm der Erfolg verwehrt: Ein dritter Alarm schreckte die Kameraden hoch. Eine derart hohe Einsatzfrequenz ließ Dietmar verwundert zurück. Hatte er sich wirklich bei einer ehrenamtlichen Feuerwehr beworben?
Im Anschluss an diese Reden betrat StBI Steffen Kohl das Podium und übernahm die Auszeichnungen der Kameraden, indem er ihnen das Feuerwehrehrenzeichen in Silber an die Brust heftete.
Danach übernahm Wehrleiter Christian Bösinghaus das Wort, um den Unterbrandmeister a.D Rüdiger Panne-Kleinehollenhorst endgültig in die Ehrenabteilung zu überstellen. Dieser hatte bereits im Dezember 2017 den Wunsch geäußert, nach 40 Jahren aus dem aktiven Einsatzdienst entlassen zu werden. Diesem Wunsch konnte damals zwar entsprochen werden – allerdings war Panne-Kleinehollenhorst noch zu jung, um in die Ehrenabteilung aufgenommen werden zu können. Er wechselte deshalb für 3,5 Jahre in die Unterstützungsabteilung und brachte sich von dort aus zweiter Reihe in die Feuerwehr ein.
StBI Bösinghaus erinnerte daran, dass Panne-Kleinehollenhorst sich in all den Jahren vor allem um die Nachwuchsförderung verdient gemacht habe. So habe er im Jahr 1996 die Brandschutzerziehung in den Schulen und Kindergärten der Stadt übernommen, und dieses wichtige Amt über viele Jahre ausgeführt. Zudem engagierte er sich ab dem Jahr 2001 als stellvertretender Leiter der Jugendfeuerwehr und sorgte in dieser Funktion in direkter Art und Weise dafür, dass die Feuerwehr immer über ausreichend gut ausgebildeten Nachwuchs verfügt. Vor allem aber ist er allen Willertshagener Wehrmännern in seiner inoffiziellen „Funktion“ als Organisator der Verlosung auf den zahlreichen Sommerfesten der Einheit in Erinnerung geblieben.
Auf diese Tätigkeit nahm der Wehrleiter dann vor der Verlesung der Entlassungsurkunde Bezug und hoffte, dass sie sich nicht als Niete entpuppen würde – schließlich habe er selbst ja nie etwas anderes aus dem Panneschen Loseimer gezogen.
Im Anschluss lenkte der Feuerwehrchef die Veranstaltung zur Verabschiedung der Kameraden Klaus-Peter Bösinghaus, Rüdiger Schulte und Hans-Günter Schuster. Bei diesen handelt es sich um seinen Vater, den Onkel des stellv. Wehrleiters Marc Schulte, und den Vater des Einheitsführers Tobias Schuster. Aus diesem Grund eröffnete er – in Bezug auf die bereits oben erwähnte langjährige Tätigkeit Panne-Kleinehollenhorst als „Gamemaster“ – das erste Willertshagener „Familienduell“.
Zu diesem rief er als erstes seinen eigenen „Spielpartner“ Klaus-Peter zu sich.
In einer sehr emotionalen Rede stellte er anschließend weniger die über 43-jährige Dienstzeit seines Vaters, sondern seine Rolle als Vorbild für ihn selbst in den Vordergrund. Diese sei es gewesen, an der er sich immer habe orientieren können – und die ihn letztlich bis an die Spitze der Feuerwehr Meinerzhagen geführt habe.
Egal wann und was es bei der Feuerwehr zu tun gab – Du warst da und hast geholfen. Man musste Dich nicht fragen und ansprechen – Du hast die Arbeit gesehen und sie erledigt. Stets warst Du ein Bindeglied zwischen erfahrenen und jungen Kameraden: Dir gelang das Kunststück, über alle Generationen hinweg für Deine Art bewundert zu werden. Des Weiteren hast Du immer Verantwortung übernommen und Dich niemals vor ihr weggeduckt. Damit warst Du für alle Kameraden ein absolutes Vorbild, an dem man sich orientieren konnte.
Diese Einsatzbereitschaft zeigte sich beispielsweise daran, dass Klaus-Peter Bösinghaus im Jahr 2001 als Stadtjugendfeuerwehrwart die Leitung der JF Meinerzhagen übernahm, und sich hier weit über das normale Maß hinaus in der Nachwuchsarbeit einsetzte. Für dieses Engagement wurde er mit dem Ehrenabzeichen der Jugendfeuerwehr NRW in Silber ausgezeichnet. Aber auch in der Löschgruppe habe er seit seiner Beförderung zum Gruppenführer im Jahr 1997 stets Verantwortung in Übung und Einsatz übernommen – und war zudem der erste Meinerzhagener Absolvent des Lehrgangs „Führer im ABC-Einsatz“ am Institut der Feuerwehr in Münster.
In einem sehr emotionalen Akt, in welchem beide Protagonisten die Rührung kaum verbergen konnten, verlas der Wehrleiter seinem Vater anschließend die Entlassungsurkunde.
Sodann übernahm der stellvertretende Wehrleiter Marc Schulte das Wort und rief seinen Onkel Rüdiger zum zweiten Teil des Familienduells zu sich. Er betonte, dass es für beide die erste Überstellung in die Ehrenabteilung sei – von daher dürften beide auch ruhig etwas nervös sein.
Marc Schulte erinnerte daran, dass es gerade Rüdiger gewesen sei, der sich nach dem Super-GAU von Tschernobyl auf die neue Aufgabe „Messung atomarer Strahlung“ fokussiert hätte.
Seine besondere Akribie sei es gewesen, die Rüdiger in all den Jahren zu einem besonders wertvollen Teil der Löschgruppe habe werden lassen. Ob nun durch sein Faible für Elektrotechnik, welches er insbesondere in die in Eigenleistung durchgeführte Planung der Elektrifizierung des Gerätehausanbaus einbrachte, oder aber seine kreative Ader bei der Ausgestaltung von Dienstsport und Übungsdiensten: mit Rüdiger wurde es nie langweilig.
Neben dem Dienst in der Löschgruppe versah Rüdiger aber auch noch viele Jahre als Brandschutztechniker Brandverhütungsschauen für die Stadt Meinerzhagen – auch hier konnte er sein umfassendes technisches gewinnbringend einsetzen.
Marc Schulte bedankte sich bei seinem Onkel, dass er seine Erfahrungen und sein Wissen mit ihm geteilt habe und wünschte sich, dass er ihn baldestmöglich bei Veranstaltungen der Ehrenabteilung wieder im Kreise der Feuerwehr begrüßen könne. Denn:
Niemals geht man so ganz.
Final rief Einheitsführer BI Tobias Schuster wiederum seinen Vater Hans-Günter Schuster an seine Seite. Er verwies darauf, dass sich die Liste der Lehrgänge und Ehrungen Hans-Günters von der der vorangegangenen Kameraden doch deutlich unterscheide: Nach der Grundausbildung folgte der Atemschutzlehrgang – that’s it. Tobias stellte aber auch fest:
Um Dienstgrade, Orden und Ehrenzeichen – darum ging es Dir bei Feuerwehr halt nie.
Vielmehr machte Hans-Günter sich in der Löschgruppe verdient mit den Sachen, für die es eben keine Orden oder Ehrenzeichen gibt – die aber nicht minder wichtig für das Funktionieren einer leistungsfähigen Feuerwehr sind. So war er bis vor wenigen Jahren, bis hoch in seine 50er Jahre, noch aktiver Atemschutzgeräteträger in der Löschgruppe. Die anspruchsvollen Tauglichkeitsuntersuchungen für das Tragen von Atemschutzgeräten waren dabei bis zuletzt nie ein Problem für ihn. Ein Vorbild für viele junge Kameraden in Sachen Einsatzbereitschaft – so resümierte der Einheitsführer.
Aber auch außerhalb des Einsatzgeschehens brachte sich Hans-Günter immer für die Löschgruppe ein. Sei es beim Sommerfest des Fördervereins der Löschgruppe durch das Retten der Elektrik, wenn ein plötzlicher Kurzschluss nach einem Platzregen das Festzelt in Dunkelheit hüllte, oder aber die unzähligen Arbeitsdienste an und um das Gerätehaus. Wenn es drauf ankam, konnte man sich immer auf Hans-Günter verlassen.
Tobias Schuster bedankte sich bei seinem Vater für die vielen Jahre aktiven Feuerwehrdienst voller Einsatzbereitschaft. Er freute sich besonders, dass Hans-Günter mit seiner Überstellung in die Alters- und Ehrenabteilung so lange wartete, bis diese wieder in einem angemessenen Rahmen stattfinden konnte. Den Wunsch aus der aktiven Einsatzabteilung auszuscheiden hatte er schon über ein Jahr. Alles andere als die Verabschiedung im Kreise aller Kameraden der Löschgruppe mit Familien und Alters- und Ehrenabteilung wäre aber allen vier, an diesem Abend zu verabschiedenden Kameraden nicht gerecht geworden, so Tobias Schuster.