Wer am vergangenen Samstag die Oststraße in Richtung Meinerzhagen befuhr, konnte gleich an mehreren Stellen im Stadtgebiet „Rauch“ in Form von Diskonebel aufsteigen sehen. Was auf den ersten Blick wie das verschreckende Werk eines Feuerteufels aussah, erwies sich bei genauerer Betrachtung aber als letzter Ausbildungstag für 22 Nachwuchskräfte der Feuerwehr Meinerzhagen. Diese wurden gleich an vier Stationen auf Herz und Nieren geprüft – alle Szenarien wurden durch die jungen Kameraden unter Beobachtung durch die Wehrleitung aber souverän abgearbeitet. Einer Verwendung als Einsatzkraft in einem der fünf Meinerzhagener Feuerwehrstandorte steht demnach nun nichts mehr entgegen.

Lange mussten die 22 Nachwuchskräfte der Feuerwehr Meinerzhagen auf diesen Tag warten: Geschuldet durch die Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Unterbrechung aller Lehrgänge (die Meinerzhagener Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 27.07.), verschob sich das herbeigesehnte Grundausbildungsende um einige Monate. Erst durch den großen persönlichen Einsatz des Lehrgansgleiters Oberbrandmeister Birger Schmidt und seines Stellvertreters Unterbrandmeister Kevin Ilberg konnte dieser – in abgeänderter Form und unter Berücksichtigung des durch die Wehrleitung entwickelten Hygienekonzepts sowie der CoronaSchutzVO NRW – zu Ende gebracht werden.

Ungeachtet des organisatorischen Aufwandes: die entwickelten Übungslagen für die Lehrgangsteilnehmer hatten es in sich und verlangten den angehenden Einsatzkräften einiges ab:

So wurde beispielsweise an einem Wohnhaus in der Himbergstr. ein Garagenbrand simmuliert. Angenommene Lage: bei Schweißarbeiten in der Garage ist es zu einem Brand gekommen, welcher sich bereits auf die in der Garage befindlichen Geräte ausgedehnt hat. Der Verursacher konnte sich glücklicherweise noch in Sicherheit bringen, und die Feuerwehr auf der Straße in Empfang nehmen. Schnell galt es für die jungen Kameraden nun, einen Löschangriff aufzubauen und taktisch richtig in die Garage vorzudringen. Dass der Eigentümer das elektrische Tor beim Verlassen der Garage verschlossen hatte, war dabei nur eine der Schwierigkeiten.

An einer anderen Einsatzstelle wurde – gerade in Zeiten immer häufiger auftretender Vegetationsbrände – die Wasserentnahme aus einem Teich geübt. Anschließend gingen die hochmotivierten Nachwuchskräfte mit drei Rohren zur sogenannten Riegelstellung an den Rand eines vor den Flammen zu schützenden Waldstücks vor.

Körperlich anstrengend wurde es dann an der dritten Station, als es in einem Industriekomplex galt, einen Löschangriff durch das Treppenhaus in das dritte Obergeschoss vorzutragen: allein die rund 25 Kilogramm schwere Schutzausrüstung macht sich hier schnell bemerkbar – vom mitzunehmenden Material wie Schlauchtragekorb, Strahlrohr, Feuerwehraxt etc. noch gar nicht gesprochen. Fast 40 Kilo schleppen die angehenden Retter durch ein enges Treppenhaus – und müssen dabei natürlich noch beachten, dass die Schlauchleitungen auch so verlegt werden, dass keine Stolpergefahr entsteht. Die wohlverdiente Apfelschorle nahmen die jungen Kameraden nach bewältigen dieser Aufgabe deshalb dankend und schnaufend an.

Die mit Abstand publikumswirksamste Station führte die Feuerwehrleute dann aber noch mitten in die Meinerzhagener Fußgängerzone. In einem leerstehenden Objekt eröffnete die Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen der Feuerwehr die Möglichkeit, verschiedene kritische Einsatzsituationen darzustellen – vom Kellerbrand mit vermisster Person bis hin zum Zimmerbrand unter sogenannter 0-Sicht (die Sichtweite liegt bei 0 – eine Orientierung im ausschließlich über den Tastsinn möglich). Dies sind äußerst stressige Lagen, die die jungen Einsatzkräfte – auch durch den sehr realen Zulauf von Passanten – schnell vergessen ließen, dass es sich um eine Übungssituation handelt.

Wehrleiter Christian Bösinghaus und sein Stellvertreter Marc Schulte, die sich die Übungen im Wechsel ansahen, zogen ein durchweg positives Fazit:

Alle Teilnehmer haben gezeigt, dass sie das Handwerkszeug, welches wir ihnen in der Grundausbildung an die Hand geben wollten, verstanden haben. Besonderen Respekt haben wir davor, dass alle in Zeiten der Corona-Pandemie so flexibel mitgezogen haben. Guten Gewissens können wir den Lehrgangsteilnehmern bestätigen, dass sie die Grundausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, und in den Einheiten nun als Einsatzkraft eingesetzt werden können. Jetzt geht es bei jedem einzelnen an den Feinschliff und an Spezialisierungen. Diese werden zum einen in unseren Einsatzeinheiten erfolgen – zum Teil aber auch in weiterführende Lehrgängen auf Kreis- oder gar Landesebene. Dabei wird der Ein oder Andere sich mehr dem Bereich der ABC-Abwehr zuwenden, für Andere geht es verstärkt um technische Hilfe bei Verkehrsunfällen. Für wiederum andere Kameraden wird es im Rahmen der Absturzsicherung um das Arbeiten in großen Höhen gehen – und schlussendlich werden wir auch weitere Spezialisten für Einsatzlagen auf unseren Gewässern und Stauseen ausbilden. Wir als Wehrleitung sind sehr stolz auf unseren Nachwuchs – und den Ausbildern sehr dankbar, dass sie sich zusätzlich zu ihren normalen Diensten die Zeit genommen haben, ihre Erfahrungen an die jungen Leute weiterzugeben.